Für die Welt warst du irgendjemand,
aber für uns warst du die Welt

Unser Sohn Daniel starb 4 Tage nach seiner Mandeloperation

Nachdem Dani schon mehrmals eitrige Angina hatte und seine Mandeln schon sehr vernarbt dadurch waren, wurde mir von verschiedenen Ärzten geraten, die Mandeln entfernen zu lassen, da er auf keine Antibiotika mehr ansprach.

Mitte Mai hätten wir einen Operationstermin in Wr. Neustadt bekommen, da wir aber schon im Jänner anfragten, dachte ich mir, dass es für unseren Sohn nicht so toll wäre, noch mehr als 4 Monate zu warten, denn er nahm schon seit mehr als 2 Monaten durchgehend Medikamente. Kaum war eine Medikamentenkur beendet, bekam er Tage darauf schon wieder die nächsten Krankheitsanzeichen und der Arzt stellte wieder die Diagnose eitrige Angina fest. Dazu kam noch, dass weitere Krankheiten zu behandeln waren, wie zB eitrige Bindehautentzündung, Feuchtplattern und auch eine Mittelohrentzündung. Wir folgten den Rat der Ärzte. Durch eine Empfehlung entschieden wir uns für das KH Eisenstadt, da die Wartezeit sich verkürzte.

Gleich am nächsten Tag fuhren wir in der Früh mit Dani ins Spital. Er tat mir schon richtig leid, denn es reckte ihn immer, wenn die Ärzte mit diesem Stäbchen in seinen Mund fuhren. Aber auch diesmal war er sehr  tapfer und brav bei der Untersuchung. Der Arzt war sehr nett und riet mir, es einmal noch mit Medikamenten zu versuchen, eine sogenannte Antibiotika Kur, denn er wolle nicht unnötig operieren. Ich war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden und dachte mir, dass wir hier sehr gut beraten werden. Nach der Antibiotika Kur soll ich mit Daniel wieder kommen und der Arzt sieht nochmals in den Hals.

Tja, leider hat die Einnahme der Antibiotika nicht geholfen und Dani bekam nach dem Ende der Kur schon wieder eitrige Bläschen auf seinen Mandeln. Somit wurde der OP-Termin am 16. März 2007 für die Mandelentfernung festgelegt. Dazwischen mussten wir zum Kinderarzt, Blutabnahme und CTG erledigen. Ich war so stolz auf meinen Sonnenschein, denn auch bei diesen Untersuchungen war er sehr brav, er war eben ein richtiges Vorzeigekind. Obwohl Dani nüchtern war und nicht seinen geliebten Kakao in der Früh trinken durfte, ließ er alles über sich ergehen.

Mit den Befunden des Kinderarztes fuhren wir dann 3 Tage vor dem OP Termin in die Ambulanz um die letzten Untersuchungen für die OP zu machen. Wir wurden auf alles aufmerksam gemacht, auch über die so gefährlichen Nachblutungen hatten wir gesprochen. Wie man sie vermeiden kann und was man tun soll, falls doch welche auftreten. Ruhig bleiben und sofort den Notarzt anrufen...

Es war soweit, der Tag der OP am 16. März 2007. Mein Mann, Dani und ich fuhren ins Krankenhaus. Unsere kleine Tochter brachten wir zu Oma, da wir im Spital natürlich allein für unseren Sohn da sein wollten. Nun standen wir vor der ersten Opereation unseres Kindes und ich denke ich war nervöser als Dani, denn Dani wusste ja nicht so genau, was auf ihn zu kam. Eine Krankenschwester kam zu uns und füllte mit uns einen Bogen aus, was Dani nach der Operation essen wollte, denn er sei wichtig für den Heilungsprozess, dass er gleich nach der Operation etwas isst. Dani suchte sich natürlich Schnitzel mit Pommes aus. Ich dachte nur, dass man ja nach einer OP am Hals so etwas noch nicht essen könnte, aber da dachte ich falsch, wurde mir erklärt. Dann wurden wir in unser Zimmer gebracht. Wir zogen Dani sein OP Hemd an und dann kam auch eine Krankenschwester um Dani seinen Wurstigkeitstrunk zu verabreichen. Diesen nahm er nicht gerade freiwillig, denn dieser Saft war in einer Plastigspritze, ich denke, dass ihm das Angst machte. Mit ein bisschen festhalten, konnten wir ihm den Saft direkt in den Mund spritzen und dann bekam er Wasser zum Trinken. Danach hat sich nicht viel getan, ich dachte schon , dass es nicht gewirkt hat, doch plötzlich, von einer Sekunde auf die andere wurde Dani total komisch. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er sah komisch drein, total benommen, fast wie betrunken und lachte viel. Einerseits musste ich schmunzeln, andererseits bekam ich wieder Angst. Wir setzten ihn in das Kinderkrankenbett. Er legte sich gleich nieder und wir plauderten noch mit ihm, verstanden hatten wir nicht sehr viel davon, was er gesprochen hat...

Es war ein schreckliches Gefühl, als er in den OP-Saal geführt wurde. Das Warten begann und die Zeit verging anfangs sehr langsam. Wir warteten auf der Station auf den Anruf. Nach ca. 1 Stunde kam endlich der ersehnte Anruf, dass wir zum Aufwachraum kommen können. Dani war noch nicht da, sie sagten, er müsste jeden Moment mit dem Aufzug kommen. Immer dieses endlose Warten. Ich hörte ein Kind nach seiner Mama rufen und ganz schmerzhaft weinen. Ich lief sofort in den Gang hinaus und sah ihn schon in seinem Bettchen kommen. Er war schon früher aufgewacht und das war gar nicht gut, denn er konnte uns nicht sehen. Ich hab sofort mit ihm gesprochen und ihn gestreichelt, doch er beruhigte sich nicht. Im Aufwachzimmer wurde er mir auf die Schoß gesetzt. In diesem Moment bekam ich níchts mehr rund um mich mit, ich wollte einfach nurmein Kind halten um ihn zu beschützen. Dani schlief dann auf mir ein und wir blieben noch eine Weile im Aufwachraum. Es war ein absolut grauenhafter Moment, sein Kind so zu sehen, tut echt weh. Die Erinnerungen an diesen Tag bringen mich immer noch aus der Fassung. Es tut immer noch weh, wenn man sein Kind leiden sieht, denn er hat gelitten.

Als wir ins Zimmer der Station gebracht wurden, hat mein Schatz sehr viel geschlafen. Mein Mann fuhr nachhause zu unserer Tochter und ich blieb bei Dani im Spital. Als er das Schnitzel bekam, aß er vielleicht ein paar Bissen, dann hörte er wieder auf, er trank auch einige Schlucke Tee. Die Medizin nahm er brav, daher war für mich alles normal. Auch bei der Visite war alles ok. Dani schlief immer viel, wenn er krank war, auch an diesem Tag hat er sehr viel geschlafen, ist doch gut, dachte ich mir, denn mit viel Schlaf wird man auch schnell wieder gesund. Auch die Nacht verlief ohne irgendwelche Störungen, Dani hat sehr gut geschlafen. Für mich war es eine schlaflose Nacht, da ich immer darauf achtete, ob der Atem regelmäßig war. Immer wieder schaute ich in sein Bettchen rüber, es war alles ok, keine Auffälligkeiten.

Am nächsten Morgen musste uns der Arzt der Visite zweimal aufsuchen, denn Dani schlief noch und der Arzt ließ ihn auch ausschlafen. Bei der Nachkontrolle wurde mir bestätigt, dass die Wunde sehr schön verheile. Vor der Entlassung bekamen wir noch die Anweisungen, dass Dani die Medizin regelmäßig einnehmen musste und viel essen und trinken soll. Dani freute sich schon auf zu Hause und auf seine Nina. Am Nachmittag ließ ich die beiden bei ihrer Oma, so dass ich alles einkaufen konnte, was Dani besonders gerne aß und trank. Ich wollte alles tun, damit seine Wunde gut verheilt und er bald wieder fit wurde.

In der Nacht ließen wir Dani zwischen uns schlafen, damit wir sofort irgendwelche Unregelmäßigkeiten hörten. Es war nichts zu merken.

 

Am 4. Tag nach seiner OP, es war Dienstag der 20. März 2007, kam auch meine kleine Tochter zu uns ins Bett um Kuck kuck zu spielen. Fröhlich ging es im Wohnzimmer am Spieleteppich weiter, Nina versteckte sich hinter ihrer Kuschelwindel, dann hielt sich Dani die Windel vors Gesicht usw. Ich rief meinen Mann an, denn er verlässt schon so zeitig das Haus, dass wir ihn in der Früh nicht sehen. Plötzlich sah ich Dani bluten. Er stand auf dem Teppich und das Blut schoss gleichzeitig aus seiner Nase und seinem Mund. Ich schrie nur Scheiße er blutet legte auf und lief zu ihm. Ich rief sofort den Notarzt und während meiner Schilderung sackte Dani in sich zusammen und fiel mir in den Schoß. Ich legte ihn flach auf den Rücken um mit einer Stoffwindel das Blut aus seinem Mund auszuräumen. Nach Anweisung hörte ich nach seinem Atem, doch er atmete nicht mehr und auch sein Herz hörte auf zu schlagen. Am Telefon von der Notrufzentrale angeleitet, fing ich mit der Reanimation an, bis der Notarzt da war. Dazwischen musste ich ihm immer wieder den Mund auswischen und nach seinem Atem hören, doch da war nichts!!! Ich weinte verzweifelt und sagte immer wieder Dani du schaffst es, du bist so stark. Die Zeit kam mir ewig lang vor, bis die Einsatzkräfte eintrafen. Nina saß so brav auf der Bank Es war für sie total untypisch, sie spielte mit ihrem Musikbuch. Endlich hörte ich die Sirenen, die Zeit stand still bis die Notärztin (eine Bekannte aus dem Ort) und zusätzlich 2 Samariterwagen da waren.

Nina und ich wurden in den oberen Stock geschickt. Ich zog mir meinen Pyjama aus, der voll mit Danis Blut war. Sofort rief ich meinen Mann an, dass er nachhause kommen sollte. Ich ging auf und ab und wusste nicht was ich machen sollte. Ich kann meine Gefühle zu diesem Zeitpunkt gar nicht beschreiben. Ich wollte sogern zu meinem Sohn runter gehen, ich wollte bei ihm sein, ich kann ihn doch nicht einfach so liegen lassen. Ein Samariter wollte die Schreibarbeit mit mir erledigen, ich hatte dafür keine Gedanken, ich fragte nur immer wieder Wird er es schaffen, kommt er durch???  Doch er sagte nur Wir tun was wir können. Was soll das heißen?? Das will man zu diesem Zeitpunkt doch nicht hören. Ich wollte nur hören, dass er über den Berg ist und er es schaffen wird. Mein Mann kam dann auch schon nachhause und sah unseren kleinen Schatz am Boden liegen, voll mit Blut und die Ärzte bearbeiteten seinen kleinen Körper. Es sah furchtbar aus.

Ich hörte die Ärzte diskutieren wo Dani hingeführt werden sollte, es war auch von Reanimationszentrum dir Rede. Die Entscheidung fiel dann auf KH Wr. Neustadt in die Kinderabteilung. Die Ärztin sagte noch zu uns, dass wieder eine Herztätigkeit vorhanden sei. Mir fiel ein Stein von Herzen. Ich dachte nun, dass er es geschafft hatte. Ich wollte einfach nicht glauben, dass es vorbei ist, sowas passiert ja nicht in unserer Umgebung, das liest man immer nur in den Nachrichten oder so. Ich dachte wirklich, dass uns so etwas nicht passieren könnte. Wir brachten Nina zu Oma und fuhren sofort ins Spital nach. Als wir in die Garage des Spital einbogen, kam uns der Notarztwagen entgegen, der Dani hinbrachte. Ich sah in ihre Gesichter, doch ich konnte nichts erkennen.

Wir liefen in die Kinderabteilung und wurden von der Krankenschwester gebeten zu warten, wir werden abgeholt. Am Weg nach hinten sah ich in einem Krankenzimmer einen kleinen Bub mit einem blauen Pyjama, er bewegte sich in seinem Bett. Ich dachte schon er wäre Dani, doch wir wurden weiter geführt.

Der Oberarzt der Kinderabteilung und eine Dame haben uns empfangen. Der Arzt sagte uns sofort den Satz, den wir bisher nur aus dem Fernsehen kannten und wir uns nie gedacht hätten, dass wir ihn jemals persönlich hören würden: Es tut uns leid, wir haben alles versucht, doch Daniel hat es nicht geschafft!  Die Dame, die noch dabei war, war von der Seelsorge. Für mich brach eine Welt zusammen, ich hatte Gefühle und Schmerzen die ich zuvor noch nicht kannte. Ich ging in die Knie und konnte es nicht fassen. Mein Mann hielt mich fest und dann wurden wir zu unserem Sonnenschein geführt. Doch in diesem Zimmer war keine Sonne mehr, es war so düster und unser Sohn lag reglos und auch schon ganz blass in diesem Bett. Er hatte einen Pyjama des Krankenhauses an. Ich lief hin und legte meinen Kopf auf ihn. Ich wollte ich haben ich wollte ihn wieder in unserem Leben haben und nicht da liegen lassen. Der Arzt meinte, wir sollen ihn rausnehmen, wir sollen ihn nochmal halten, das wäre ok. Ich konnte es nicht. Er war TOT. Es war nur mehr sein Körper, er sah auch nicht aus wie unser Strahlemann. Wir riefen unsere Mütter an um ihnen Bescheid zu sagen, sie sollten bitte herkommen um sich von Dani zu verabschieden. Ich wollte mich nicht verabschieden, ich wollte ihn nicht zurücklassen. Ich dachte immer nur, das kann nicht wahr sein. Ich entschloss mich, Dani raufzunehmen. Ich saß auf einem Sessel und sie legten mir meinen Schatz in die Arme. Er war so kalt, ich wollte ihn wärmen, seine Füße waren so kalt, er hatte immer Socken an, damit er keine kalten Füßen hatte, doch hier hatte er keine Socken an. Ich hielt seine kleinen Füße in meinen Händen, ich streichelte ihn und ich busseltet ihn ab und ich flüsterte immer wieder Dani, ich liebe dich, ich liebe dich so sehr...

Die Gefühle in diesem Moment sind unbeschreiblich, eine Mischung aus Verzweiflung, Hilflosigkeit, Leere, diese inneren seelischen Schmerzen, los lassen zu müssen.

In der nächsten Stunde kamen auch Danis engere Verwandten um sich von ihm zu verabschieden. Auch Nina gab ihm ein Bussi als Verabschiedung. Tja, nun war es soweit, dies war das letzte Mal dass wir unseren so geliebten Sohn in den Armen halten konnten. Wir mussten ihn hergeben und sich von ihm trennen. Ich wünschte es wäre ein schlechter Traum gewesen, ich realisierte es nicht. Wie gerne hätte ich ihn mit nach Hause genommen!! So gegen 14 Uhr - glaub ich - wurden wir gebeten uns nun endgütig zu verabschieden und nach draußen zu gehen. Wir standen bei dem Schreibpult und warteten auf die Entlassungspapiere, doch unseren allergrößten Schatz mussten wir zurücklassen. Während wir so standen und warteten, spielte es ein Lied im Radio, das Dani immer mit uns auf der Playstation bei Singstar gesungen hatten. Es heißt The Reason  von Hooberstank. Mein Mann und ich sahen uns an, es tat einfach unendlich weh. Wir waren so stolz auf unseren Sohn, dass er mit seinen 3 1/2 Jahren schon ein englisches Lied mit uns singen konnte und jetzt tut es einfach so weh dieses Lied zu hören.

 

 

DANI, ICH LIEBE DICH UND ICH VERMISSE DICH

JEDE SEKUNDE IN MEINEM LEBEN

Deine Mama