Die Zeit nach Danis Tod möchten wir nicht nochmal durchmachen. Es war die Hölle auf Erden. Hätten wir nicht unsere Tochter Nina, die zu diesem Zeitpunkt 1 1/2 Jahre alt war, glaub ich nicht, dass wir es so geschafft hätten. Soviel Schmerz und Leere in unserem Leben kannten wir bis dato nicht. Wenn ich nur mit Nina einkaufen war, hab ich immer noch um mich gesehen, ob mein Sohn eh da ist, es war einfach furchtbar, denn er war nicht da und ich fühlte mich so unvollständig.

Die ersten Tage waren wir zuhause und diese Stille im Haus war unheimlich. Wir konnten keine Musik hören, wir konnten den Fernseher nicht aufdrehen, wir sind nur im Bett oder auf der Couch gelegen und haben geweint. Egal wo man hinsieht, alles erinnert einem an sein Kind. Man wartet immer bis es aufeinmal wieder um die Ecke sieht, oder die Stiegen runter kommt, aber es kommt einfach nicht. Man hofft einfach, dass es nur ein böser Traum ist und man wieder erwacht.

Jeden Tag war unser Postkasterl mit Beileidschreiben voll. Auch wenn man zu dieser Zeit nur Worte liest, schon allein dieses Gefühl, dass jemand an einem denkt, ist viel wert.

Wenn wir mit unserer Tochter spazieren gingen war es ein eigenartiges, unerklärliches Gefühl. Sie war in einem Alter wo sie so viel Lebensfreude und Fröhlichkeit ausstrahlte, ihre Persönlichkeit entwickelte, Neues und Interessantes entdeckte. Mit dem Gefühl der Einsamkeit und Leere freut man sich, grinst und lacht man beipflichtend. Doch wie kann jemand noch lachen, wenn gerade sein Kind gestorben ist??? Doch Nina verdient es, dass ihr Leben weitergeht. Gedanklich ist man bei Dani, auch wenn es einem das Herz verkrampft und zuschnürt, beachteten wir so gut wir konnten, die kindlichen lieben Gesten von Nina. Sicherlich bemerkte und spürte sie die Trauer und den Schmerz. In den ersten Wochen spielte sie kaum, ihr fehlte ihr Bruder, der immer um sie war. Sie musste lernen mit der neuen Situation umzugehen. Selbst ein Buch zu nehmen, alleine zu spielen und vieles mehr.

Nach dem Begräbnis waren wir sehr viel bei unsere Familie und mit Freunden unterwegs, irgendwie hatte man Angst alleine zu sein. Wir waren auch nicht gern in unserem Haus. Gerade diese Jahreszeit, wo die Pflanzen wieder blühen und alles so schön bunt wird, ist für uns eine dunkle Zeit. Auf was sollten wir uns denn freuen?? Wir waren so gerne im Freien mit unseren Kindern. Dani spielte gerne im Garten oder half uns bei der Pflege des Gartens. Doch egal was man tat, es tat nur weh es ohne Dani zu machen.

Auch jedes Ereignis auf das sich Kinder im Laufe des Jahres freuen ist nichts mehr wert. Für Nina haben wir es natürlich schön gemacht, aber wie es im Inneren bei uns aussah, versuchten wir nicht zu zeigen. Das erste Fest nach Danis Tod war Ostern. Wir haben sein Grab schön geschmückt, es sollte immer bunt und fröhlich aussehen. Am Ostersonntag hab ich ihm ein Osternest geschenkt, ich saß auf seinem Grab und wollte nicht gehen. Wie könnte ich ihn zu Ostern einfach alleine lassen? Ich hätte mich am liebsten auf sein Grab gelegt und wollte gar nicht mehr nachhause gehen, ich wollte ihn so gern bei mir haben und so richtig fest knuddeln und drücken... so wie wir es immer gemacht haben.

 

Die, die wir lieben,
gehören uns nicht.
Wann sie gehen,
entscheiden wir nicht.
Wir entscheiden,
ob wir die Erinnerung
als Geschenk annehmen wollen.